Vorab




Das hier ist nicht die Internetseite von ebay oder Amazon. Statt Bestell-Pizza, Smartphones, ultrahoch auflösenden 4K-Smart-TVs oder 14 Tage Patong Beach - was habe ich anzubieten? Nur Buchstaben! Und die ausschließlich auch nur in schwarzer Farbe. Das ist doch langweilig!

Aber, unterschätzen sie die Buchstaben nicht! Wir gebrauchen sie selbstverständlich und nebenbei. Tatsächlich, unser Leben ist sprachlich gesehen zum allergrößten Teil nüchterner und banaler Alltag. Textverarbeitungsprogramme und moderne Vervielfältigungstechniken degradieren die Buchstaben zu Schüttgut und Massenware. Machen sie sich das immer wieder klar, grundsätzlich. Das Lesen, im besten Sinne des Wortes, ist immer noch ein faszinierender Vorgang. Überlegt ausgewählt und in einer Reihe nebeneinander aufgestellt erzeugen die Buchstaben eine Wirkung. Wenn der Leser startet, dann bilden sich Worte. Wenn er losrennt mit den Augen durch die Zeilen, vorbei an Substantiven, Verben, Adjektiven, Artikeln, Präpositionen und Interjektionen, dann entstehen Bilder in seinem Kopf, und auch Gedanken. Wie in einem Daumenkino setzen die sich in Bewegung. Wie eine hölzerne Puppe, die zuckt und sich plötzlich bewegt. Wie ein Violinbogen, wenn er mit der exakt richtigen Geschwindigkeit über die Saiten streicht und dabei Klänge erzeugt. Der Effekt ist so alt wie die Schrift: Es entstehen Welten! Dagegen ist das Internet nur ein fader und farbloser Kaufladen.

Die "Schwarze Kunst" lebt - und wie. Der Buchmarkt, das ist eine unübersehbare Flut aus Geschichten und Weltsichten. Fluffig leichter Phantasie-Alltag, locker gestrickte Wohlfühl-Dramen, zur Unterhaltung bizarre Gewalttaten, mehr oder weniger intelligent geschriebene Erzählungen, öffentlich gemachte Einsichten und Erfahrungen. Bücher, das sind sprachliche Ausflüge in alle möglichen und unmöglichen Konstruktionen und Zustände des Seins. Bücher, das sind literarische Lebensmittel in allen Nährwertstufen, vom pappsüßen Kuchenteig, bis zur synthetischen Astronautennahrung. Ich liebe Vollkornbrot! Ich mag es hautnah und real. Ich mag die Welt, wie sie ist. Denn die Realität ist fantastisch und sehr unterhaltsam. Den Anspruch habe ich, das ist mir wichtig. Ich beschreibe die Welt, wie ich sie erlebe, wie sie sich anfühlt, wie sie sich anhört, wie sie riecht - am liebsten beim Gehen. Um mich mitzuteilen, gebrauche ich Buchstaben.

Sprache ist alles, was ich habe!