Mein Wetterau-Main-Rhein-Mosel Steig

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Cover Rückseite

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Zum Buch (Begleittext auf Seite 2):

Wer heute einen "Weg" oder einen "Steig" geht, der will immer was herausfinden. Ich auch. Ich lebe nördlich von Frankfurt in der Wetterau. Geboren bin ich in einem Dorf an der Mosel. Eingeschweißt in meinem Personalausweis, da ist es amtlich dokumentiert. Dass die beiden Orte auseinanderliegen, ist nicht ungewöhnlich, das ist normal. Mobilität ist die bevorzugte Eigenschaft des modernen Menschen. Für das Einwohnermeldeamt scheint es noch immer ein wichtiges Merkmal zu sein. Und was bedeutet es mir selber? Das beschäftigt mich, lange schon. Ich will wissen, was dazwischen liegt. Deshalb erkläre ich die Strecke zu meinem Wetterau-Main-Rhein-Mosel Steig. Endlich mache ich mich auf. Ich bin dann auch mal weg. Nein, keine Pilgerreise. Was ganz anderes: Urban Wandering! Der Weg führt mich schnur­stracks durch die Landschaft einer führenden Industrienation, durch den Ballungsraum Rhein-Main, den Soonwald, den Hunsrück, durch die bundesrepublikanischen Nachkriegsjahre und durch mich selber hindurch. Von der Suche nach Sprache und nach Klarheit, davon handelt dieses Buch.

Ich muss mir mein Wissen immer erst erlaufen!


Herbert Bremm
Mein Wetterau-Main-Rhein-Mosel Steig
ISBN: 978-3-7418-8450-4
Format: Taschenbuch
Seiten: 210
Preis: 9.90 €


Info

https://www.epubli.de/blog/autoreninterview-herbert-bremm
http://www.landbote.info/neues-buch

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Leseprobe, Kapitel I (Anfang)

Mein Tag begann immer damit, dass ich die Beine über die Bettkante schob. Ich warf die Bettdecke zurück, und mit einem Dreh zur Seite richtete ich mich auf. So kam ein Ablauf in Gang, den ich mit Nachdruck vorantrieb. Allerdings nicht, weil ich mir vom kommenden Tag aufregend neue Dinge versprach. Es war nur der Auftakt für die täglich wiederkehrende Verrichtungen: Aufstehen ... Wasserkocher auffüllen ... Wasserkocher einschalten ... Rasieren ... Bartstoppeln wegspülen ... das inzwischen heiße Kaffeewasser aufgießen ... Zähne putzen ... Kaffeewasser nachgießen ... Duschen ... . Genau in dieser Reihenfolge. Jeder Morgen war ein Wettbewerb, bei dem ich die notwendigen Hantierungen in möglichst kurzer Zeit zu minimieren versuchte. Manchmal unterliefen mir Nachlässigkeiten. Ich vergaß einen der Arbeitsschritte. Dabei war ich mir sicher, dass ich den Wasserkocher doch gerade eben eingeschaltet hatte. Tatsächlich hatte ich es den Tag vorher getan. Gestern war wie heute. Einmal aus dem Takt geraten, kam mir mein straffer Zeitplan in Unordnung. Wenn ich jedoch abfahrbereit mit der Kaffee-tasse in der Hand am Küchentisch saß, exakt in dem Moment, wenn die Verkehrsnachrichten an der Reihe waren, da wusste ich, dass ich gut in der Zeit lag. An diesem Ablauf änderte sich kaum etwas die letzten Jahre. Immer die gleichen Wiederholungen, an jedem einzelnen Arbeitstag.

Mein Tag beginnt auch heute damit, dass ich die Beine über die Bettkante schiebe. Ich werfe die Bettdecke zurück, und mit einem Dreh zur Seite richte ich mich auf. Doch alles ist anders. Ich fülle den Wasserkocher auf, höre das zirpende und zischende Geräusch, bis das ungestüm aufquellende Wasser durch ein leises Klicken gestoppt wird. Die Reihenfolge, in der ich wie sonst zwischen Küche und Bad pendle, halte ich nicht ein. Ich ignoriere den starren Ablauf, setze mich an den Küchentisch und lasse mir Zeit. Durch das Fenster sehe ich vom riesigen Ahornbaum im Garten nur einen Ausschnitt. In der gerahmten Ansicht bewegen sich Äste und Blätter im Wind. Wie das doch alles verändert. Die Hantierungen in Schlafzimmer, Küche und Bad, das sind keine lästigen Hindernisse, die ich hinter mich bringen muss. Ich bereite mich vor auf den Tag. Ich schnüre meine Wanderschuhe, löse die Schnürsenkel wieder und lege sie erneut um die Schnürhaken - mit mehr Sorgfalt. An alles gedacht, an Brotdose, Wasserflasche, an ausreichend Socken? Die Scheuerstelle am Tragriemen wird halten! Ich bin neugierig auf die Tage, die vor mir liegen. Sie sollen langsam vergehen. Sie sollen nicht leerlaufen. Sie sollen sich füllen. Einen letzten Schluck Kaffee noch. Auf die Verkehrsnachrichten kann ich verzichten. Ich hänge den Rucksack ein. Auf der Außentreppe warte ich ab. Die Tür fällt ins Schloss. Dann wende ich, und ich entferne mich vom Haus.


Ich gehe die ersten Meter geradeaus, bis zur Gartenmauer. Auch hier drängen sich mir gleich wieder Handgriffe und Körperbewegungen auf, die sich durch unzählige Wiederholungen in meinem Kopf festgesetzt haben. Wagentür öffnen ... einsteigen ... Gurt anlegen ... Motor starten ... aus der Parklücke rollen ... die Einbahnstraße lang ... bis zur nächsten Querstraße ... und rechts ... links ... rechts ... aus dem Wohngebiet hinaus. Das passiert jetzt nicht. Ich greife nicht nach dem Autoschlüssel in meiner Hosentasche. Ich blockiere den Impuls. Das Auto lasse ich unberührt. Rücklicht ... Türschloss ... Motorhaube ... schon bin ich vorbei. Ich wechsle auf die andere Straßenseite.

Sackgasse. Einbahnstraße. Für Autos verboten. Für mich ist der Durchgang frei. Ich kürze ab (...)